Samstag 30. Dezember Kilometer 15039 – 15085 Was kostet ein Radlader im Nationalpark

Die Vorfreude ist groß, denn gleich geht es in den Nationalpark. Um 5.30Uhr sind wir dank mir wieder mal alle wach. Trotzdem dauert es mit allen Vorbereitungen bis 7.30Uhr, bis wir abfahrbereit sind.

Unser Guide, der uns über den Fluss führen soll, wartet um 8.00Uhr an der Flussüberquerung.

Die 27km bis dahin haben wir allerdings unterschätzt. Die Piste ist so schlecht, dass wir erst um 8.45Uhr dort ankommen. Aber in Südamerika nimmt man das mit der Zeit nicht so ernst und deshalb steht die Frau mit einem kleinen Motorrad noch da.

Der Fahrer fährt mit ihr auch direkt los. Wir folgen. Erst geht es durch einen kleinen Schlammpfad bis wir den Fluss sehen. Der sieht nicht besonders breit aus, vielleicht 30 Meter. Das Motorrad fährt vor und wir hinterher. Plötzlich hält der Fahrer auf einer seichten Sandbank im Fluss, sodass wir auch stoppen müssen. Und dann geht nichts mehr.

Der Guide hat uns in eine schlammige Sandbank geführt, in der wir sofort einsinken.

Wir fragen ihn, was das denn soll. Dazu sagt der Guide, er dachte wir würden die Spuren daneben sehen und die sollten wir fahren. Aha, was für eine Logik.

Das leuchtet ja selbst mir nicht ein. Er fährt vor, aber wenn er hält soll man eine andere Strecke nehmen. Mama meint höflich, dass ein Zeichen nicht schlecht gewesen wäre.

Durch die glorreiche Fahrt unseres Führers stecken wir nun richtig fest. Aber wir haben ja in 3 Monaten Reise dazugelernt.

Papa holt die Sandbelche runter, die Luft lässt er auf 2Bar aus den Reifen ab und wir schalten das Sperrdifferenzial ein.

Aber Pustekuchen, nichts geht mehr. Wir können die Sandbelche nicht unter die Reifen bekommen, da sofort Wasser nachfließt. Und wir sind für den Boden einfach viel zu schwer.

Mama ist schon total verzweifelt, sie sieht unser Hab und Gut hier wegschwimmen. Papa ist eigentlich ziemlich relaxt, obwohl alle Reifen durchdrehen und wir bis zu unserer Trittstufe im Sand festhängen. Mama bittet den Guide einen Traktor oder Bagger zu holen, denn sie sieht hier keine Chance mehr auf ein alleiniges Rauskommen. Aber der Guide ist frohen Mutes und meint, sie solle Geduld haben, es würde ein Allradfahrzeug hier eh in einer Stunde vorbeikommen. Als dann nichts passiert, telefoniert Rosa unser Guide nach geschlagenen 2 Stunden vergeblicher Ausgrabungen nach einem 4×4 Fahrzeug, das uns rausziehen kann. Während dessen hat mein Bruder Riesenspaß. Er buddelt was das Zeug hält und macht alle Reifen frei. Bringt zwar nichts, muss man ihm aber nicht sagen.

Um 12.00Uhr kommt dann das Fahrzeug. Ein klappriger Toyota Landcruiser aus den 70er Jahren. Der Fahrer sieht unser Auto und gibt direkt auf. Das hätten wir auch vorher sagen können, das ein PKW selbst mit 4×4 uns nicht rauszieht. Nun sitzen wir hier schon geschlagene 4 Stunden ohne irgendein Ergebnis. Mama ist kurz vor dem Durchdrehen und will nur noch weg, und auf keinen Fall in den Nationalpark über den Fluss.

Gottseidank kennt der Toyatafahrer einen Baggerfahrer, der über Sylvester nicht zu seiner Familie gefahren ist und nur eine Stunde entfernt wohnt. Der kostet aber 100 Dollar, was reine Abzocke ist. Uns egal, wir wollen nur hier weg.

Nach einer Stunde kommt das Monster von Baumaschine angetuckert.

Wir machen unsere Abschleppseile dran, die angeblich 10 Tonnen halten. Aber Pustekuchen, die Seile reißen sofort. Bei Mama reißt auch langsam der Geduldsfaden, denn wir sind nun schon fast 5 Stunden hier.

Der Radlader aber gibt nicht auf und fährt kurz zur Baustelle um die Ecke. Er kommt mit einer Stahlkette wieder, die Papa und der Fahrer nur schwer heben können.

Der Fahrer befestigt diese an unserer Stoßstange. Mama ist nun vollends aufgelöst, denn nun sieht sie unsere Stoßstange fliegen gehen.

Aber nichts dergleichen passiert und innerhalb von 30 Sekunden sind wir aus unserem Loch raus.

Der Fahrer begleitet uns noch über die Piste entlang des Flusses zurück und gibt mit der Schaufel die Sandbelche zu Papa aufs Dach. Alle sind erschöpft und meine Mama weigert sich, die schweren Dinger anzuheben. Rosa versteht gar nicht, dass wir nicht mehr in ihr Dorf wollen um mit den dort lebenden Familen Sylvester zu feiern und verabschiedet sich von uns.

Fast 6 Stunden hat die Aktion nun gedauert und wir sind nicht am Ziel. Uns ist die Lust komplett vergangen, auch wenn es schade ist, nicht den Nationalpark zu besuchen.

Zurück in Buena Vista beschwert Mama sich in der Rangerstation. Die Leute hier hätten uns sofort sagen müssen, dass wir mit dem Mobil nicht durch den Fluss kommen. Während Mama das selbst für bolivianische Verhältnisse hohe Eintrittsgeld zurückverlangt, kommt ein ehemaliger Mitarbeiter in das Büro. Er spricht perfekt Englisch und erklärt Mama, dass die Ranger hier eigentlich keine Ahnung über den Zustand der Straßen haben. Die Flüsse sind momentan durch die Regenzeit fast alle unbefahrbar, selbst er fährt mit seinem Pickup nicht mehr dahin. Na toll, hätten wir das mal vorher gewusst.

So machen wir uns auf jeden Fall noch einen schönen Abend in Buena Vista, essen lecker auf der Plaza Burger und Lasagne. Meine Mama bekommt zur Beruhigung erstmal ein eiskaltes bolivianisches Bier. Danach suchen wir uns dann um die Ecke ein ruhiges Plätzchen.

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