Wir wachen wieder bei strahlendem Sonnenschein auf und es sind um 8.00 Uhr schon 15 Grad. Irgendwie komisch für Feuerland. Die Hälfte von unserem Wohnmobil ist mit dicken Wintersachen voll und hier am Ende der Welt ist es Sommer.
Der Platz ist so schön, dass wir ihn gar nicht verlassen möchten. Deshalb machen wir nach dem Frühstück erst noch eine kleine Wanderung zur schwarzen Lagune. Auch hier ist der Ausblick unglaublich, man könnte 100e Fotos machen.
Von unserem Campingplatz fahren wir dann zur Touristeninformation im Park, wo es jede Menge Infos über diese Region zu bestaunen gibt.
Im Nationalpark fährt auch die südlichste Schmalspurbahn der Welt, die früher die Strafgefangenen zu Ihrer Arbeit in den Bergen brachte.
Damit hat der Zug allerdings heute nicht mehr viel zu tun, denn die Bahn ist prima restauriert und es gibt 1.Klasse und 2.Klasse Waggons. Trotzdem ist es schön sie durch die Landschaft dampfen zu sehen.
Ushuaia war nämlich eine Strafgefangenenkolonie, in die extrem gefährliche und unerwünschte Verbrecher verbannt wurden.
Argentinien verfrachtete hunderte seiner schlimmsten Kriminellen aber auch viele sozial Unerwünschte ans Ende der Welt. Zu seinen „besten“ Zeiten beherbergte das Gefängnis bis zu 600 Insassen. Unter den Insassen waren der zwergenhafte Würger sowie der russische Anarchist Simon Radowitzky, der 1909 den Polizeichef von Buenos Aires mit einer Bombe umbrachte. 1947 wurde das Gefängnis aufgrund von Protesten geschlossen.
Da wir noch einige Vorräte brauchen gehe ich noch mit Mama in den Supermarkt. Mama wundert sich, dass hier nach 5000km das erste Mal die Einkaufswagen wie in Europa gesichert sind. Das finde ich komisch, denn Mama schafft es kaum, den Wagen bis zum 50m entfernten Wohnmobil über die Schotterpiste zu schieben.
Während Papa im Internet ein paar wichtige Dinge erledigt, geht Mama mit mir und meinem Bruder in die Stadt, um ein paar Leckereien aus der Bäckerei zu erstehen. Wir fahren nämlich gleich wieder in ein entlegenes Gebiet, wo es keine Infrastruktur gibt.
Die älteste Estancia Feuerlands Harberton liegt ca. 80km von Ushuaia entfernt in einer Bucht und ist natürlich nur über Staubpisten zu erreichen.
Hier wachsen die Bäume so schräg, wie wir sie noch nie gesehen haben. Das liegt am extremen Wind, sagen meine Eltern, aber zum Glück ist es bei uns eher windstill. Auf der Estancia registrieren wir uns und fahren dann zu unserem Übernachtungsplatz direkt an einem Fluss gelegen. Wieder ein wundervolles Stückchen Erde auf dem wir verweilen dürfen.