Als Wecker funktioniere ich seit meinem neuen Zahn gar nicht mehr. Ich mutiere zu einem echten Langschläfer. Gestern sind wir übrigens noch von einem neuen Audi A4 an der Stoßstange gerammt worden. Der Audi war der klare Verlierer. Bei uns war ein kleiner Kratzer, der sowieso nicht auffällt, beim Audi jedoch war das komplette Rücklicht gesplittert. In Argentinien werden solche Unfälle anders gehandhabt als bei uns. Als Mama nach draußen geht um zu schauen, was passiert ist, winkt der Fahrer und entschuldigt sich. Das war es und er braust mit seinem kaputten Licht davon. Andere Länder, andere Sitten.
Unser heutiges Ziel ist Punta Arenas, das chilenische Pendant zu Ushuaia.
Ungefähr 400km inklusive Fährverbindung liegen vor uns.
Zuerst erreichen wir die argentinische Grenze für die Ausreise, was ja eigentlich einfach sein sollte. Irrtum!
Unser Zollbeamte verschwindet mit meinem Pass und dem meines Bruders im Hinterzimmer und kommt erstmal nicht wieder. Während alle anderen an uns fröhlich vorbeiziehen, scheint es so, als müsste ich mein Abendessen an dieser Grenze einnehmen.
Irgendwann erklärt der Zollbeamte Mama, dass die Kinderpässe bei Einreise am Flughafen als Erwachsenenpässe deklariert wurden. Der Unterschied war lediglich „PC“ statt „P“. Gefunden hat er die Pässe im System aber trotzdem.
Nun ja, muss ja alles seine Richtigkeit haben. Es dauert auch nur eine geschlagene Stunde, bis er dies im System geändert hat und dann geht es weiter zur chilenischen Grenze, die 10km Holperpiste entfernt liegt.
Hier ein ganz anderes Bild. Fröhliche und freundliche chilenische Zollbeamte brauchen 5 Minuten für die Abwicklung. Hier werden die Pässe elektronisch gescannt. Auch die „Frischwarenkontrolle“ im Wohnmobil läuft schnell ab; wir händigen lediglich unseren argentinischen Gurkenrest aus.
Dann geht es weiter bis zum Fähranleger. Da zwei Fähren auf der 20 minütigen Überfahrt pendeln und die LKWs dicht an dicht geparkt werden, dass man kaum auf die andere Seite des Kassenhäuschens wechseln kann, erreichen wir nach insgesamt 8 Stunden Punta Arenas. Auf der Überfahrt wird die Fähre von 2 Commerson-Delfinen begleitet, die ganz schön schnell schwimmen.
In Punta Arenas freuen wir uns über das historische und geordnete Stadtbild und schlendern noch bis spät abends durch die belebten Gassen, die von jeder Menge Bars, Restaurants und süßen Cafés gesäumt werden.
Damit Mama unbedingt ihre langersehnte Königskrabbe zum Abendessen bekommt, suchen wir daher eines der besten Restaurants der Stadt auf.
Ich für meinen Teil bevorzuge das Dessert mit den patagonischen Beeren.
Meine Eltern jedoch sind neue Fans der „Centolla“ geworden.
Dann fahren wir zu unserem Übernachtungsplatz, der diesmal der Aussichtspunkt auf die Stadt ist.