Schon vor dem Urlaub hat Mama im Reiseführer über eine Kolonie von 35.000 Nymphensittichen gelesen. Die Vorfreude war also groß und mein Bruder fragte schon ständig, wann wir endlich dort sind. Kurzfristig war Mama etwas panisch geworden, weil sie den Absatz über die Sittliche im Reiseführer nicht mehr fand. Aber nach mehrmaligem Durchlesen war unser Ziel klar und wir machen uns früh auf den Weg, da es bis dorthin über 250 km waren.
Unser letzter Übernachtungsplatz erwies sich allerdings als Flop. Es ist zwar wunderschön mitten in der Pampa auf einem Feldweg zu stehen, man muss sich aber mit Mückenschwärmen arrangieren. Irgendwie waren über 20 dieser Viecher ins Wohnmobil gekommen und haben uns in der Nacht angegriffen. Auch ich wurde trotz meines stichsicheren Schlafsacks im Gesicht erwischt. Alle anderen, vor allem Mama und Papa mussten am meisten leiden. Es dauerte fast den ganzen Tag bis wir alle Mücken im Wohnmobil erlegt hatten.
Deshalb kam beim nächsten Einkauf erst einmal Insektenspray auf die Liste.
Kurz nachdem wir losgefahren sind kommt schon wieder so eine Lebensmittelkontrolle mitten auf der Autobahn. Ich bekomme davon wieder mal nichts mit, da ich um 8:00 Uhr wieder in einen Tiefschlaf gefallen bin. Ist ja auch anstrengend alle immer um 6:00 Uhr zu wecken.
Papa ist diesmal ganz geschickt und hält dem Zollbeamten den Zettel von der letzten Kontrolle vor die Nase. So weiß dieser, dass wir schon kontrolliert wurden und winkt uns freundlich durch. Wir haben ja Verständnis für diese Kontrollen, aber was wäre denn gewesen, wenn wir zwischen den beiden Kontrollen wieder neu eingekauft hätten. Ein bisschen verrückt ist das schon.
Kurz vor unserem Ziel in Carmen de Patagones machen wir noch eine kurze Pause und füllen unsere Vorräte im Supermarkt auf. Denn in den nächsten Tagen werden wir erst einmal keine Stadt mit Einkaufsmöglichkeiten sehen. Mama überrascht uns alle noch mit einem köstlichen Eis, welches auch mir fantastisch schmeckt. Allerdings habe ich erst etwas bekommen nachdem ich mit lauten Meckern auf mich aufmerksam gemacht habe. Man dachte wahrscheinlich, dass ich nach vier Mahlzeiten bis zu diesem Zeitpunkt eigentlich satt sein sollte, tja, so kann man sich täuschen.
Nachdem wir getankt haben fahren wir zu der erwähnten Kolonie. Schon bei der Ankunft werden wir mit einem ohrenbetäubenden Gekreische von tausenden dieser Vögel begrüßt. Wir sind die einzigen Touristen auf dem Parkplatz und steigen aus um uns das Schauspiel anzuschauen. An dieser Stelle trifft der Rio Negro auf das Meer und es ist einfach gigantisch.
Es bleibt dabei natürlich nicht aus, dass man ab und zu von den Hinterlassenschaften der Kleinvögel getroffen wird. Mama war diesmal das Opfer und hatte eine grünliche kleine Stelle in ihren Haaren, die Papa mit meinen Feuchttüchern entfernt hat.
Da es uns hier so gut gefällt suchen wir uns direkt am Strand einen Übernachtungsplatz und machen noch einen ausgedehnten Spaziergang entlang der Steilküste, wo sich die Bruthöhlen der Nymphensittiche befinden.
Der erste Tag in Patagonien war insgesamt perfekt, die Sonne hat den ganzen Tag geschienen und es war genauso wie wir uns es alle gewünscht hatten.