Als wir wie immer um 6.00Uhr aufstehen bietet sich uns ein toller Ausblick. Es sind zwar nur 7° aber die Sonne geht hinter den Bergen auf und wirft warme Strahlen auf unser Wohnmobil. Die Kabine ist übrigens sensationell isoliert. Wir haben trotz dieser Außentemperatur immer noch 19° im Inneren ohne jegliche Heizung. Das macht uns Mut für Patagonien und die Anden.
Mama hat uns ein Foto vom Nationalpark gezeigt und möchte nun zu dieser Stelle wandern. Dabei hat sie wohl nicht den Höhenunterschied und die Zeit berechnet, denn die Wanderung würde 6 Stunden oder sogar noch länger dauern. Wir gehen also um Punkt 9:00 Uhr zu dem Kassenhäuschen und wollen eine kleine Wanderung beginnen.
Aber die Wege sind noch bis 12:00 Uhr gesperrt um bis dahin zu trocknen. Also fahren wir mit unserem Wohnmobil zu einem Aussichtspunkt und wandern dort einen kleinen Hügel hinauf. Klein sah der Hügel aus, hatte es aber in sich. Der gesamte Weg bestand nur aus Geröll und groben Steinen. Mama hatte sich für mich entschieden und Papa trug den Rucksack mit den Vorräten und der Drohne. Im Nachhinein hätte Mama wahrscheinlich lieber den Rucksack getragen, denn ich mit meinen zehn Kilo vor ihrem Bauch machte das Ganze nicht wirklich einfacher. Da ich auf dem Weg nach oben auch noch Hunger bekam wollte ich Mama durch dezentes Zappeln darauf aufmerksam machen.
Endlich oben angekommen bekam ich mein Essen und Papa startete wieder mal sein Spielzeug.
Bergab war zwar nicht so anstrengend aber kein bisschen entspannender. Es war ein Vorgeschmack auf die Wanderung die uns noch bevorstand.
Um 12:00 Uhr standen wir wieder vor dem Kassenhäuschen und zahlten die fünf Euro Eintritt für uns alle. Die ersten Meter des Weges machten auch noch Hoffnung auf einen netten Rundwanderweg, aber schon nach 200 m ging’s wieder los mit Steinen und einer heftigen Steigerung. Die schöne Landschaft entschädigte zwar für den anstrengenden Anstieg doch alleine bis nach oben brauchten wir 45 Minuten, die reine Wegstrecke waren höchstens 300 m. Nun ging es die gleiche Strecke wieder runter und Mama hatte ganz schön mit mir und dem Weg zu kämpfen.
Nach einem kleinen Picknick in einer Art Höhle machen wir uns wieder auf den Rückweg. Mein Bruder ist während dieser Wanderung mit Sicherheit die doppelte Strecke gelaufen. Ständig lief er vor uns, suchte den Weg, rannte vor und zurück und räumte Steine aus dem Weg. So kenne ich meinen Bruder eigentlich gar nicht der sonst immer nach 10 Minuten keine Lust hat mehr zu laufen.
Am Kassenhäuschen melden wir uns noch ab und sehen auf einer Schautafel eine Schlange. Auf Nachfrage sagt man uns, dass diese Schlange extrem giftig sei und man bei einem Biss auf jeden Fall ein Gegengift braucht. Das hätten sie uns ja auch vielleicht vorher sagen können, dann hätten wir auch mal ab und zu nach der Schlange geschaut.
Als wir vom Parkplatz losfahren sehen wir unser erstes wirklich exotisches Tier. Am Straßenrand sitzt ein Gürteltier und rennt durch die Wiese. Papa bremst sofort und sprintet mit der Kamera zu dem Tier. Als mein Bruder allerdings begeistert laut rufend hinterherrennt, flüchtet das Gürteltier sofort in seine Höhle. Zu mindestens schafft es Papa 2-3 Fotos zu machen.
Auf der Fahrt zu unserem nächsten Ziel passieren wir die Stadt Bahia Blanca, wo wir noch schnell ein paar Vorräte auffüllen. Dabei bekommen wir in einer Panderia die wirklich besten Croissants seit Langem.
Was wir allerdings bei unserer Weiterfahrt nicht wissen, ist, dass wir nun die Landesgrenze zu Patagonien erreicht haben und eigentlich kein Fleisch, keine Früchte und kein Gemüse mit uns führen dürfen.
Plötzlich stehen wir an einer Zollstation und der Beamte fragt uns nach diesen Dingen. Er möchte, dass wir Ihm zeigen, was wir so an Bord haben. Da Papa sowieso kein Spanisch spricht übernimmt er diesen Teil, damit der Beamte schnell aufgibt. Auf die Frage nach Früchten zeigt Papa die Marmelade und auf die Frage nach Fleisch meine leckere Babynahrung mit Rindfleisch. Irgendwie scheint der Beamte zu glauben die komischen Ausländer ernähren sich wohl nur von Konserven und winkt uns freundlich weiter. Puh, da haben wir noch mal Glück gehabt, denn die Bananen lagen noch in der Spüle und wir hätten die Hälfte unsere Vorräte wohl wegschmeißen müssen. 5 Minuten später sind wir in Patagonien und suchen uns zwischen den Kuhherden einen ruhigen Übernachtungsplatz.