Der Wind pfeift die ganze Nacht in Sturmstärke um unser Wohnmobil und obwohl wir zwischen zwei LKWs eingekeilt sind, werden wir wie auf einem kleinen Boot durchgeschaukelt. Sturm wird übrigens in Patagonien anders definiert als in Deutschland. Bei uns wird vor jeder Regenwolke gewarnt und ein Riesendrama draus gemacht. Das was wir hier gerade erleben, würde in Deutschland wahrscheinlich eine Orkanwarnung auslösen und hier im Wetterbericht steht lediglich eine kleine Windfahne für starken Wind.
Die Temperatur ist außen auf 1° gefallen, aber bei uns innen sind selbst ohne Heizung immer noch 16°. Daher haben wir eigentlich alle ganz gut geschlafen, nur Papa macht sich Sorgen über die Weiterfahrt.
Wir wollen in den nächsten Tagen viele Kilometer schaffen und bei den Wetterverhältnissen und Straßenzuständen wird das nicht einfach. Argentinische Straßen sind oft ziemlich ausgefahren und die Spurrillen sind so tief, dass man das Gefühl hat, wie auf Schienen zu fahren. Wenn dann aber eine Windböhe kommt, die einen in die gegenüberliegende Spurrille drückt, kann das gefährlich werden.
Unsere Serie mit Frühstück bei Tieren ist ja leider vorbei und nur ich und mein Bruder bekommen an diesem Morgen etwas zu essen. Mama und Papa wollen erst in der nächsten Stadt frühstücken.
Das Wetter ist übrigens innerhalb von 2 Stunden von Sturm in totalen Sonnenschein umgeschlagen und so kommen wir gut voran.
Comodoro Rivadavia ist eine Stadt die von der Ölförderung lebt und dementsprechend hässlich sieht sie auch aus. Am Ortseingang werden wir von der Polizei kontrolliert, die hier nicht mehr so freundlich ist wie im Norden, dafür aber trotzdem korrekt.
In der Stadt angekommen geht Mama mit mir einkaufen und zur Post, denn sie möchte nun endlich das Paket zu meiner Oma schicken. Während Papa und Luca sich im Wohnmobil beschäftigen, gehen wir einkaufen und besuchen die Post. Da Mama mit mir sowieso schon viel zu schleppen hat, muss sie gleich zweimal hin und her laufen um das Paket und die Einkäufe zum Wohnmobil zu bringen. Nachdem wir das Päckchen verpackt haben, fahren wir wieder zur Post, aber der Zoll macht schon um 13:00 Uhr zu. Hätten wir uns ja eigentlich bei den argentinischen Öffnungszeiten denken können.
Also geht es weiter auf der Ruta 3 in Richtung Süden und am Ortsausgang werden wir schon wieder kontrolliert. Diesmal sind die Polizisten noch unfreundlicher und Papa ist sichtlich genervt. Mama geht das Ganze auch gegen den Strich und sie geht nach ewiger Warterei in das kleine Polizeihäuschen. Dort bekommt sie endlich unsere Pässe und Fahrzeugpapiere wieder, doch siehe da, der Pass von Luca fehlt. Hätte Mama den kleinen Stapel von Papieren nicht überprüft, wäre das vielleicht überhaupt nicht aufgefallen. Sie geht zu dem Polizisten zurück und macht ihm eindeutig klar, dass er vier Pässe von uns bekommen hat sie gerne noch den einen von meinem Bruder zurück hätte. Erst tut er so als würde er Mama nicht verstehen, aber als sie es auf Spanisch noch einmal wiederholt geht er zurück und siehe da, plötzlich ist der Pass komischerweise sofort wieder auffindbar. Das war somit unser erster Kontakt mit eher unfreundlichen und nicht ganz so korrekten argentinischen Polizisten, von denen wir bisher nur aus Blogberichten gehört hatten. Naja, ist noch mal gut gegangen. Wir sind auf jeden Fall für die Weiterreise gewarnt.
Wir verlassen schnell den Kontrollpunkt und fahren wieder bis zu einer Tankstelle im Nirgendwo.
In dem kleinen Dorf leben vielleicht 300-400 Menschen, aber witzigerweise gibt es an der Tankstelle, wo wir halten gleich zwei griechische Restaurants. Wir fragen uns wer hier in dieser Einöde Essen geht und als wir schlafen gehen, kommen sogar die ersten Gäste. Hier scheint man spät zu essen.