Auch am 1.Weihnachtsfeiertag hat man hier keine Ruhe. Anstatt im Wohnmobil zu chillen hat Mama einen ganz besonderen Ausflug geplant. Sie will den Camino de la Muerte – Die Todesstraße befahren. Diese Straße ist vielleicht einigen aus Dokumentationen bekannt, denn sie war lange Zeit die einzige Verbindung zwischen dem 4000 Meter hohen La Paz und dem im Regenwald auf 1200 Meter gelegenen Coroico. Das ist ja eigentlich nichts Besonderes, wenn man die Straße nicht kennt. Sie ist meistens nur einspurig in den Fels gesprengt, nicht asphaltiert, Wasserfälle prasseln direkt auf die Straße, Steinschläge sind normal und wie der Name schon ahnen lässt, sind hier leider viele Fahrzeuge mit den Insassen in die Schlucht gestürzt.
Diese Straße gehört mit zu den gefährlichsten Straßen der Welt.
Seit die neue Umgehungsstraße aber fertig ist, wird die Todesstrasse nur noch wenig befahren. Und sie ist die einzige Straße mit Linksverkehr in Südamerika.
Das heißt, wenn man von oben runterfährt, sitzt der Fahrer am Abgrund, damit er die Situation besser einschätzen kann.
Soviel zur Geschichte, nun zu uns. Da der Trip 10 Stunden dauern wird und nicht „ohne“ ist, haben wir ein Auto mit Fahrer gemietet. Erst wollten wir einen Mietwagen nehmen, aber als die Vermietfirma 2000 Dollar Kaution cash haben wollten, haben wir das nicht gemacht. Zum Glück hat sich Walter, der nette Besitzer vom Hotel Oberland, für uns eingesetzt und etwas organisiert.
Der Fahrer ist mir direkt auf Anhieb sympathisch, er heißt Felix. Erst geht es durch La Paz, alleine das einstündige Gehubbel bis zur Stadtgrenze ist unglaublich. Hoch und runter, ganz getreu dem Motto meiner Eltern.
Nach La Paz geht es bis auf 4600 Meter hoch. Hier ist die Wetterscheide und plötzlich wird es nebelig. Dann fängt es, wie man es von einem Regenwald erwartet, dazu noch in Strömen an zu regnen.
Als wir nach zwei Stunden Fahrt in die Todesstraße einbiegen, sind wir ein bisschen angespannt. Aber schon nach kurzer Strecke sind wir so gefesselt von dieser Strecke, dass wir den nebelverhüllten Abgrund ausblenden.
Meine Eltern sind so eine Strecke auch noch nie gefahren. Wir fahren durch Wasserfälle, neben uns stehen Riesenfarne und der Nebel hüllt alles in ein mystisches Licht.
Und zu unserem Glück wird das Wetter immer besser. Unser sehr sicherer Fahrer Felix muss immer öfter halten, da wir uns am unberührten Regenwald nicht satt sehen können. Trotz endloser Serpentinen wird auch keinem schlecht bis wir um 13.00 Uhr in dem verschlafen Urwaldstädtchen Coroico ankommen.
An den Hängen der Kleinstadt sieht man jede Menge Cocafelder, denn der Anbau von Cocapflanzen ist in Bolivien legal.
Hier stärken wir uns alle von der aufregenden Fahrt mit Pizza und Pasta, die mir auch sehr gut schmeckt.
Zurück geht es über die neu gebaute Umgehungsstraße. Bei der Fahrweise mancher Fahrer könnte diese Straße auch bald „Todesstraße“ heißen. Bei Nebel und Kurven mit Vollgas ohne Licht an uns vorbeizubrettern, kein Problem.
Zum Glück ist unser Felix tiefenentspannt und so kommen wir gegen 18.00Uhr wieder im Hotel an. Was für ein aufregender Tag, was für eine unglaubliche Fahrt. Wir freuen uns jetzt schon auf unsere morgige Fahrt in den Regenwald nach Cochbamba.
Wir bedanken uns nochmal herzlich bei Felix und machen es uns in unserem Wohnmobil gemütlich. Nur mein Bruder spielt noch bis zur Dunkelheit mit seinem neuen Auto auf unserem Campingplatz.