Als wir um Punkt 10:00 Uhr vor dem Weingut stehen, sind wir die ersten Gäste. Die Weinverköstigung kann erst in 15 Minuten beginnen, da noch Flaschen ausgepackt werden und Gläser aufgebaut werden. Das Weingut selber ist wirklich sehr schön, das Gelände sehr gepflegt und die Anlage ist riesig, obwohl sie ja mittlerweile von der Stadt eingeholt und umbaut ist.
Mama und Papa probieren verschiedene Flaschen mit grüner und roter Farbe. Mein Bruder und ich verstehen gar nicht, was daran so toll sein soll. Ich finde es geht nichts über eine gut gewärmte Babymilch und mein Bruder trinkt auch lieber einen Orangensaft als diesem Wein.
Das stört aber Mama und Papa nicht und so verlassen wir das Weingut vollgepackt mit diesem Zeug.
Von hier aus geht es nach Valparaiso. Da Santiago de Chile nicht am Meer liegt brauchten die Einwohner ein Hafen. Valparaiso ist dieser Hafen und liegt in einer nur durch eine Straße zu erreichenden Bucht.
Die Lage der Stadt führte dazu, dass die Einwohner wegen den steilen Treppen viele Aufzüge in die Felswände bauten. Diese sind teilweise über 100 Jahre alt und die Attraktion für die Touristen. Einige sind schon restauriert, andere werden noch gerade instandgesetzt und einige andere sind noch fast in dem Zustand wie vor 100 Jahren. Damit wollen wir natürlich auch fahren und deshalb parken wir in der Nähe von einem Aufzug, wo schon eine Menge Reisebusse stehen.
Die Fahrt kostet umgerechnet nur einen Euro für uns alle und macht in dem ruckeligen Teil auch richtig Spaß. Oben angekommen hat man einen fantastischen Ausblick auf die bunten Häuser der Stadt die sich an die Hügel schmiegen. Von hier aus laufen wir den Berg wieder runter und schlendern ein wenig durch die Stadt. Eigentlich wäre es hier ganz schön, wenn 2010 nicht der Tsunami einen Großteil der Unterstadt zerstört hätte. Fast alle alten Gebäude sind immer noch schwer beschädigt und nicht restauriert.
Trotzdem hat die Stadt eine schöne Struktur und nach und nach werden auch wieder Gebäude in Stand gesetzt. Wir nehmen noch einen zweiten restaurierten Aufzug, der uns auf eine sehr schöne Aussichtsterrasse bringt. Hier trinken meine Eltern die chilenische Version des Pisco Sour, den sie ja schon aus Peru kannten. Köstlich das Zeug meint Mama.
Um 18:00 Uhr kehren wir zu unserem Wohnmobil zurück und wundern uns, das meine Wickeltasche und der Sitzmuff meines Bruders vor der Tür liegen. Bei näherer Betrachtung müssen wir leider feststellen, dass unsere Scheibe auf der Beifahrerseite eingeschlagen wurde. Die Tür ist aber mit einem Doppelsicherheitsschloss versehen und lässt sich auch nicht öffnen, wenn man die Scheibe einschlägt. Zusätzlich war die Scheibe mit einer Sicherheitsfolie versehen, sodass die Scheibe erst nach extremer Gewalteinwirkung nachgibt. Und zu guter Letzt ist die Tür zwischen Kabine und Führerhaus mit einem Sicherheitsschloss abgesichert. Alles das hat dazu geführt, dass der Idiot der unsere Scheibe eingeschlagen hat eigentlich nichts Wesentliches entwenden konnte. Das wirklich ärgerliche ist aber der Verlust der Scheibe, denn unser Fahrzeug ist von 1995 und es wird bestimmt nicht einfach eine Ersatzscheibe zu bekommen. Papa nimmt das Paket, das Mama mal für Omas Geburtstag geplant hatte und bastelt daraus eine Abdeckung für die Scheibe. Mit einer Rolle Panzerklebeband ist das ganze schnell dicht und wir verlassen die Stadt, die uns eigentlich sehr gut gefallen hatte.
Das Fahren mit einer abgeklebten Scheibe ist übrigens eine Katastrophe, da der rechte Außenspiegel nicht mehr zu sehen ist und unser Fahrzeug mit knapp 5 t natürlich auch nicht besonders klein ist. Dazu kommt der nicht einzukalkulierende Verkehr, wo man links rechts und von allen Seiten überholt wird. Das führt bei Papa zu ziemlichen Schweißausbrüchen und das ein oder andere Mal flucht Papa ganz kräftig am Lenkrad. Da wir natürlich keine Scheibe mehr im Führerhaus haben, suchen wir am Abend eine Tankstelle mit Security auf um dort zu übernachten.
Wir sind schon wieder kurz vor Santiago de Chile, da hier der einzige Iveco Händler von ganz Chile seine Zentrale hat und wir hoffen morgen, dass er uns weiterhelfen kann. Die Security an der Tankstelle ist sehr nett und lässt uns direkt neben dem Wachturm parken, sodass wir gut schlafen können.