Osorno hat einen der größten und ursprünglichsten Viehmärkte in Südamerika. Den möchte Mama unbedingt mit uns besuchen und so geht es schon früh in Richtung Osorno. Die Adresse aus dem Internet entpuppt sich aber als die Büroadresse des Viehmarktes, sodass wir uns durch den Verkehr in der City quälen müssen. Nach dreimal Fragen stehen wir dann auch vor dem Eingang. Papa bezahlt und Mama fragt die Security nochmal, welche Tiere denn hier versteigert werden. Der schaut Mama fragend an und sagt dann: „Nur Pferde“. Mama: „Wie nur Pferde“? Der Security: „Ja, ein paar Pferde und ansonsten keine Tiere“. Mama geht verwirrt an dem Mann vorbei und dann kommt die Auflösung. An den nächsten vier Tagen findet hier eine riesige Landwirtschaftsmesse anstelle des Tiermarktes statt. Es gibt Rodeovorführungen mit Pferden und jede Menge technischen SchnickSchnack für die Landwirtschaft. Mein Bruder, der vorher eher widerwillig zu dem Tiermarkt wollte, ist nun Feuer und Flamme. Es gibt so ziemlich alles was er gut findet: Trucks, Kettenbagger, Radlader, Quads & Traktoren in allen Variationen. Er posiert während unseres Rundgangs vor fast vor jedem Fahrzeug. Es gibt auch jede Menge leckere Grillstände, viele Verkaufsläden und außergewöhnlich gutes chilenisches Bier. So sind wir fast 3 Stunden hier und Mamas anfängliche Enttäuschung ist auch verschwunden.
Mittlerweile merkt man auch, dass wir weiter in Richtung Norden und so dem Sommer entgegen fahren. Als wir zum Wohnmobil laufen sind es mittlerweile 22Grad. Der kälteste Teil unserer Reise liegt also hinter uns.
Von Osorno ist unser nächstes Ziel ein richtiges Highlight: Die Termas Geometricas. Diese heißen Quellen liegen an dem Vulkan Villarica auf fast 1000 Meter Höhe. Der Weg dorthin führt über einen schmalen und sehr steilen Weg durch eine grandiose Landschaft.
„Die Quellen sind eine spektakuläre Symbiose zwischen Landschaftsarchitektur und natürlicher Umgebung. Der Stararchitekt German del Sol hat seine Thermalanlagen zwischen steile Bergwände und Nischen gebettet und verband sie durch hölzerne Laufstege“.
So war die Beschreibung im Reiseführer und wir waren alle sehr gespannt, denn heute Abend ist die Therme sogar bis 23.00Uhr geöffnet und mit Kerzen beleuchtet.
Die 15km lange Anfahrt kostet uns fast eine Stunde. Dort angekommen werden alle Erwartungen übertroffen. Mama und Luca gehen in Badebekleidung vor und ich folge dick eingepackt im Ski- und Schlafanzug mit Papa.
Ein roter Holzsteg führt durch eine Schlucht mit steilen Felswänden. Von oben dringt noch das Sonnenlicht ein, während unten aus den 20 Thermalbecken Wasserdampf in den Himmel steigt. Dazwischen fließt ein kalter Gletscherfluss mit kleinen Wasserfällen, der dem Ganzen eine mystische Atmosphäre gibt. Mama und Papa sind total begeistert und auch ich mit meinen 1o Monaten muss sagen, so etwas habe ich noch nicht gesehen.
Luca und Mama bleiben über 2 Stunden in den bis zu 43Grad heißen Becken, während Papa und ich den warmen Wasserdampf auf einer Bank genießen.
Erst um 22.30Uhr sind wir wieder alle im Wohnmobil um dann zu einem 5 Kilometer entfernten Platz an einem Fluss für die Übernachtung zu fahren.
Mein Bruder schwärmt übrigens nur noch vom schönsten Tag seines Urlaubs. Erst die tolle Ausstellung und dann noch die unglaublichen Termas Geometricas mit Sternenfunkeln im Mondschein.