Als erstes gibt es um 6.00Uhr wieder eine Umparkaktion. Da wir einen Großeinkauf machen müssen, parken wir direkt vor dem einzigen Supermarkt in der Altstadt. Heute ist übrigens unser erster richtiger Regentag seit 3 Monaten, kaum zu Glauben. Die Regenzeit beginnt jetzt langsam in unserer Region. Der Einkauf ist schnell erledigt, der freundliche Security hilft meinem Bruder und Mama die zwei vollbepackten Einkaufswagen auf die andere Strassenseite zu manövrieren und lädt noch mit ein. Jetzt kommt eine Strecke vor der Mama & Papa Respekt haben. Der erste Teil sind 260km durchgehende Serpentinen auf Höhen bis zu 4400Meter. Es gibt zwei verschiedene Routen nach La Paz, doch bei der anderen, hätten wir erst nach Potosí zurückfahren müssen.
Und wir wissen ja seit diesem Urlaub- nur die Harten kommen weiter.
Außerdem kann Papa mittlerweile mit unserem Wohnmobil so gut umgehen, dass wir keine technischen Stopps mehr einlegen müssen.
Die Straße ist bis zu 70% geteert, der Rest ist Schlamm oder Schotterpiste.
Auf Grund der ständig abwechselnden extremen Steigungen und Gefälle haben wir eine Durchschnittgeschwindigkeit von 20km/h. Egal, wir haben uns dafür entschieden und wir kommen ja voran.
Nach 60km/h endet die Teerpiste. Jetzt wird’s lustig, denn die Regenfälle haben die Straße teilweise unter Wasser gesetzt. Hier kommt man nur mit Allrad inklusive Untersetzung durch. Genau dafür ist unsere Wägelchen gebaut worden. Papa macht es sogar Spaß die Schlammpisten zu durchfurchen, die unseren Wagen in ein zartes rosa-braun tauchen.
Was uns immer wieder auffällt: Obwohl die Menschen hier teilweise ohne Strom und fließendes Wasser leben, sind sie freundlich und winken uns oft zu.
Unser Zwischenziel auf dem Weg nach La Paz ist Oruro, das werden wir aber heute nicht schaffen.
Dazu kommen ca. 60km entlang des Weges überall Steinschläge bis hin zu richtigen Erdrutschen, die teilweise ganze Fahrspuren blockieren. Durch die starken Regenfälle im Gebirge ist die Strecke völlig verschlammt, hier muss Papa richtig aufpassen. Und wir fahren auch in den Wolken, die momentan sehr tief über den Bergen hängen.
Langsam wird es auch dunkel, so dass wir nach einem Übernachtungsplatz Ausschau halten.
Allerdings müssen wir noch durch eine dunkle hässliche Stadt durch, in der zu allem Überfluss auf einmal die Hauptstraße gesperrt ist. Die Ausweichroute in der Stadt ist so steil, dass wir wieder Allrad & Untersetzung brauchen. Nach ein paar 100 Metern wissen wir, warum die Straße gesperrt ist. Hier findet ein Umzug mit mehreren 100 Menschen statt, der fast die ganze Straße blockiert. Wir quetschen uns irgendwie durch als die Straße schon wieder eine Umleitung hat. Papa hat jetzt die Nase voll und fährt einfach durch. Nach ein paar Metern kommt ein Polizist auf uns zugelaufen. Er meint, wir müssten wenden, wir zeigen ihm unser Navi das geradeaus sagt. Das überzeugt ihn dann auch, die Logik verstehen wir allerdings nicht. Nach ein paar Kilometern erreichen wir einen guten Platz auf 4300 Metern.
Für die 260 Kilometer haben wir fast 12 Stunden gebraucht, nicht schlecht. Während dieser Zeit haben wir fast ununterbrochen unsere in Uyuni gekaufte WeihnachtsCD gehört. Für satte 1,20 Euro 196 bolivianische und internationale Weihnachtssongs. Papa musste sich allerdings „Feliz Navidad“ mindestens 40 Mal anhören, da dies der Lieblingssong meines Bruders ist.