Ich bin jetzt mittlerweile sechs Monate alt und habe noch nicht viel von der Welt gesehen. Langsam wird es Zeit eine Reise, wie die die mein Bruder gemacht hat, zu planen.
Mama nervt den Papa sowieso schon seit Monaten mit ihren Plänen die Panamericana zu befahren. Die gesamte Panamericana werden wir allerdings nicht schaffen, da dem Rest meiner Familie leider dafür die Zeit fehlt. Das verstehe ich gar nicht. Ich hab doch noch so viel Zeit, aber allein kann ich das wohl nicht schaffen.
Ich höre die Diskussionen von Mama und Papa über die Routenplanung. Mama würde am liebsten einmal von unten nach ganz oben fahren, also von Feuerland bis nach Alaska. Luca geht aber ab August 2018 in die Schule und für die ganze Panamericana braucht man mindestens ein Jahr. Und Papa würde auch nicht so gerne durch Kolumbien und Panama fahren, er meint das sei zu gefährlich.
Deshalb wollen wir uns ein Wohnmobil in Südamerika mieten, am besten eins direkt in der Nähe von Buenos Aires und dann Richtung Feuerland über Chile, Bolivien, Brasilien, Paraguay und Uruguay wieder zurückfahren. Allerdings stellen wir schnell fest, dass die Mietpreise eines solchen Fahrzeugs fast in Höhe des Kaufpreises liegen. Außerdem gibt es kein Fahrzeug, in dem wir alle vier über so einen langen Zeitraum gemütlich fahren könnten.
Ein weiterer Nachteil des Mietfahrzeuges wäre, dass wir das Fahrzeug nicht so beladen können, wie wir es gerne hätten. Es ist natürlich unmöglich in Argentinien alles einzukaufen und zu besorgen, was wir auch in unserem Wohnmobil in Deutschland haben.
Mama gibt zu bedenken, dass alleine meine Nahrung und meine Windelen für vier Monate die Hälfte des zur Verfügung stehenden Stauraums belegen werden. Damit kommt ein Wohnmobil zur Miete sowieso nicht mehr infrage.
Da wir uns nun entschieden haben ein Expeditionsmobil zu kaufen, müssen wir ab sofort nächtelang alle möglichen Webseiten und Onlineplattformen für Autoverkäufe durchforsten. Ich unterstütze meine Eltern dabei mit lauten Geschrei und unruhigen Nächten, damit sie auch schön wach bleiben und für uns das richtige Fahrzeug finden.
Wir stehen dabei auch extrem unter Zeitdruck, da unser zukünftiges Fahrzeug ja auch noch über den Atlantik Richtung Südamerika verschifft werden muss. Mama hat dafür auch schon einen Termin fixiert und der ist schon Anfang September.
Die Suche ist viel schwieriger als wir gedacht haben, denn wir haben nur ein bestimmtes Budget und wir möchten natürlich auch nicht in einer Rostlaube oder einem Schrotthaufen durch Südamerika reisen. Mama und Papa haben viele Blogs und Foren gelesen, damit sie genau wissen, was wir in unserem Wohnmobilen benötigen. Wir sind ja wie bekannt zu viert und brauchen somit auch vier Schlafplätze und ebenfalls vier Sitzplätze. Ganz wichtig: die Expeditionskabine muss mit dem Führerhaus durch eine Tür verbunden sein, denn sonst wären Mama und Papa während der Fahrt immer getrennt. Als wohnmobilerfahrene Reisende wissen wir, dass man mit Kindern diesen Durchgang definitiv braucht, denn sonst hält man für jede Hungerattacke, jede Pippipause oder Windelwechsel an.
Meine Eltern müssen bei der Suche feststellen, dass die Auswahl der infrage kommenden Mobile sehr gering ist. Nach vielen Telefonaten mit verschiedenen Anbietern haben wir nach drei Wochen immer noch kein Ergebnis. Lediglich ein einziges Fahrzeug ist in unserer engeren Auswahl, aber dieses steht schlappe 350 km entfernt in der Lüneburger Heide. Papa schnappt sich einen technisch versierten Freund und fährt noch am gleichen Wochenende sich den Iveco Daily Allrad anschauen. technisch macht das Fahrzeug einen guten Eindruck, über das Innen Design kann man streiten :-).
Die Besitzer des Fahrzeugs, ebenfalls eine vierköpfige Familie, sind super nett und hilfsbereit. Geduldig beantwortet Helge jede Frage vom Papa und das sind nicht wenige. Vor allem in der Umbauphase des Fahrzeugs telefoniert Papa ständig mit Helge, da wir immer wieder neue Knöpfe und Schalter finden, mit denen wir nichts anfangen können.