Die Nacht für mich war irgendwie nicht so gut und für Mama wohl auch nicht. Ab 1:00 Uhr nachts tat mir mein Köpfchen weh und ich glaube mein vierter Zahn will langsam rauskommen. Das macht gar keinen Spaß und ich musste die ganze Zeit ganz furchtbar weinen. Erst gegen 3:00 Uhr morgens konnte ich wieder einschlafen und so wachten wir alle erst gegen 8:00 Uhr morgens auf. Da standen schon die ersten Besucher vor der Rangerstation und 30 Minuten später auch gleich noch vier große Tourbusse. Normalerweise sind wir ja bei den meisten Attraktionen relativ alleine, aber hier beim Milodon ist im Vergleich zu den anderen Plätzen schon einiges mehr los. Mama und Papa meinten aber, das im Vergleich zu chinesischen Nationalparks hier eigentlich gar nichts los sei.
Gegen 9:00 Uhr sind wir dann auch alle angezogen, was ja bei uns immer etwas länger dauert. Der Weg zur Höhle ist sehr schön angelegt und ein toller Ausblick jagt den anderen. Oben auf dem Felsen entdecken wir sogar einen Andencondor, der dort wohl sein Nest hat.
Die Höhle hatte ich mir gar nicht so vorgestellt, aber die ist wirklich riesig. Man kann ganz reinlaufen und am Anfang ist das Milodon in Lebensgröße nachgebildet. Da komm ich mir ganz schön klein vor, wenn ich dieses riesige Faultier sehe. Es sieht eigentlich aus wie eine große Kopie der heutigen kleinen Faultiere.
Man kann über einen Wanderweg auch oben auf die Höhle gelangen und das tun wir dann auch. Da es in der Nacht ziemlich stark geregnet hat, ist der Weg sehr glitschig und schlammig, Mama muss mit mir ganz schön aufpassen. Oben angekommen hat man einen super Weitblick und man kann über 40 km weit in die Landschaft schauen. Als wir wieder runtergehen fliegen gleich zwei Andencondore an uns vorbei, allerdings so schnell dass wir sie leider nicht fotografieren können.
Da es langsam anfängt zu regnen, beginnen wir mit dem Abstieg und sind kurz vor dem Beginn des starken Regens zum Glück wieder in unserem Wohnmobil. 30 Minuten später scheint dann wieder die Sonne, so ist Patagonien. Hier kann man an einem Tag alle vier Jahreszeiten auf einmal erleben, wir hatten schon T-Shirt Wetter, gefolgt von Hagel mit Sturm und dann kalter Herbstregen und 5 Minuten später wieder Frühlingswetter.
Bis zum Nationalpark Torres Del Paine sind es knapp 80 km, aber die haben es in sich. Papa hat schon gar keine Lust, die Straße zu fahren, denn chilenische Pisten sind noch schlechter als die in Argentinien.
Eigentlich geht es Chile viel besser als Argentinien und so wundert es uns, dass die Schotterpisten in einem so miserablen Zustand sind. Einzig und allein die Landschaft entschädigt für das Geholper und die endlosen Schlaglöcher. Papa weiß gar nicht, wie er fahren soll, 10 km/h oder besser mit Vollgas drüber.
Wir machen ab und zu eine Pause um Fotos zu schießen und so geht es langsam voran bis zur Rangerstation am Eingang des Nationalparks. Normalerweise kostet der Eintritt fast 70 €, aber heute wird gestreikt. D. h. für uns, wir brauchen keinen Eintritt zahlen und können so lange wie wir wollen im Nationalpark bleiben. Das entschädigt ein wenig für den unglaublich anstrengenden Weg hierhin. Unser Übernachtungsplatz ist heute der Lago Grey und Papa denkt, das Mama ihn schon wieder an irgendeine Lagune bringen will. Der Weg zu dem See verdient den Namen Weg allerdings nicht, denn Papa meint, es wäre besser wir würden einfach durch die Wiese fahren. Die Piste besteht eigentlich nur noch aus Löchern und groben Steinen. Wir wundern uns, wie die Chilenen mit ihren Autos in hoher Geschwindigkeit an uns vorbeibrettern. Naja, bei einem Mietwagen kann einem das ja auch irgendwie egal sein und die Tourbusfahrer haben natürlich enge Zeitpläne.
Wir hoppeln ganz gemütlich an unser Ziel, da wir ja auch nicht unter Zeitdruck sind.
Als wir an dem See ankommen blinken uns schon die blauen Eisberge des Gletschers entgegen. Damit hatten wir alle nicht gerechnet und so machen wir uns schnell fertig um uns dieses Naturspektakel aus der Nähe anzuschauen. Dafür müssen wir allerdings erst eine Hängebrücke überwinden, vor der eine große Schlange steht. Das Schild vor der Brücke gibt dann auch die Lösung für die Schlange. Es dürfen maximal sechs Personen über die Brücke auf einmal auf die andere Seite gehen. O. k., wir müssen ja darüber und so stellen wir uns auch an. Zum Glück geht das Ganze relativ schnell und nach 20 Minuten sind wir auf dem Wanderweg zum Gletschersee. Als wir dort ankommen, sind wir von dem Anblick und dem Farbspektakel überwältigt. Gerade in dem Moment als wir zum See runterlaufen, bricht vor unseren Augen ein riesiges Stück von einem Eisberg mit einem lauten Krachen ab und fällt ins Wasser. Die Eisberge sind genauso wie man sie aus dem Fernsehen kennt, in ganz vielen Blautönen schimmern sie in der Sonne und bilden einen kompletten Kontrast zu der gigantischen Bergkulisse. Trotz des orkanartigen Windes gefällt es uns hier so gut, dass wir fast 3 Stunden auf dem Gelände bleiben. Mich persönlich hat der Wind fast wahnsinnig gemacht und deshalb habe ich mich dafür entschieden einen kleinen Mittagsschlaf zu machen. Die Eisberge kann ich mir ja auch später noch auf den Fotos anschauen.
Auf dem Rückweg sind wir fast ganz alleine und so können wir auch die Hängebrücke sofort ohne Wartezeit überqueren.
Gerade als wir im Wohnmobil sind, bricht wieder ein neuer orkanartiger Regenschauer über uns nieder. Das Wetter hier ist schon merkwürdig und man weiß gar nicht, ob man im T-Shirt oder in der Winterjacke rausgehen soll.
Wir hoffen, dass es morgen noch mal schön wird, da wir uns den Gletschersee noch einmal gerne bei Sonnenaufgang anschauen wollen.