Wir haben wieder alle gut geschlafen, kein Wunder nach der Fahrt. Heute steht der nächste Pass bevor. Gestern hätten meine Eltern beinahe die Route geändert, da die Passfahrt von der Belastung grenzwertig war. Aber ausgeschlafen wollen wir alle unbedingt wieder nach Bolivien.
Dann wäre das ja geklärt. Mama steuert in dem kleinen Dorf Purmamarca direkt eine Apotheke an, um sich Viagra gegen die Höhenkrankheit zu besorgen. Den Tip hat sie von dem Mann aus der Werkstatt in Chile bekommen, nur in San Pedro war Viagra in der Apotheke nicht erhältlich. Nun aber muss sich Mama einen 10minütigen Vortrag über die Höhenkrankheit anhören und kauft dann aus Höflichkeit die vom Apotheker angepriesenen hochdosierten Knoblauchkapseln, die dermaßen stinken, dass Mama kein Küsschen mehr von mir bekommt.
Wir müssen hiermit unsere Aussage zurücknehmen, dass in Argentinien fast alle Städte hässlich sind. Purmamarca ist so etwas von hübsch und idyllisch, wir können es gar nicht glauben. Deshalb bleiben wir erstmal bis Mittag hier, schlendern durch die kleinen Gassen und kaufen ein paar Souveniers.
Um 13.00Uhr nehmen wir den Weg nach Bolivien in Angriff. Zum Glück steigt die Straße gemächlich auf 3800Meter an. Alles im grünen Bereich. Auf dieser Höhe brauchen auch unsere Nudeln zum Abendessen fast die doppelte Zeit, bis sie endlich genießbar sind.
Die Grenze erreichen wir problemlos um 19.00Uhr. Diese Grenze liegt aber zum ersten Mal in einer Stadt und trennt die City auf argentinischer Seite in La Quiaca, wo wir ein letztes Mal volltanken und dem bolivianischen Villazon.
Hier herrscht reger Verkehr. Die Beamten auf der argentinischen Seite sind wie immer ziemlich gemütlich, die auf der bolivianischen Seite haben scheinbar von Grenzübertritten mit Autos keine Ahnung. Der bolivianische Zöllner, der für die Abfertigung des Autos zuständig ist, fängt erst an zu arbeiten, nachdem Mama zum 10ten Mal erklärt, das Sie nur die internationale Zulassung hat, auf der alle gefragten Daten stehen. So dauert die Prozedur fast eine Stunde, obwohl kein Auto vor uns stand. Die Fußgänger, die in Scharen sowohl aus Bolivien, als auch aus Argentinien die Grenze passieren, werden mit speziellen Ausweisen wie im Supermarkt einfach gescannt und so kontrolliert. Die bolivianische Seite der Stadt ist völlig anders, obwohl die Städte ja nur durch eine Grenze getrennt werden. Bolivien lebt und ist bunt, Argentiniens Seite ist öde und trist. Jetzt freuen wir uns wir uns wirklich auf Bolivien. 20km außerhalb in der Wüste werden wir übernachten. Bis auf meine Mama, die fleißig Knoblauchpastillen schluckt, sind wir nun alle höhentauglich.
PS: Unsere Stromversorgung ist auch gesichert. Denn unsere flauschige Kuscheldecke mit einem Anteil Kunstfell gibt bei jeder Berührung seit der Höhe Funken ab. Meinem Bruder, der sich sonst immer schön eingekuschelt hat, sind die im Dunklen sprühenden Funken unheimlich. Ich finde es sieht wie Wunderkerzen aus.