Die Nacht war himmlisch ruhig. Trotz der Höhe haben alle gut geschlafen. Mama helfen die Knoblauchpillen, ich mag den Geruch aber überhaupt nicht.
Um 9.00 Uhr erreichen wir schon die Außenbezirke der Stadt, die klar zeigen, was hier alles beherrscht: Der Cerro Rico mit seinen Minen.
Immer noch wird Zink und Zinkerz abgebaut und der Berg sieht aus als hätte man ihn einmal umgegraben.
Die Fahrt in die Altstadt gestaltet sich etwas schwierig, da wir die 10%ige Steigung in der Stadt nicht mal im ersten Gang schaffen. Also rein mit der Untersetzung und schon geht es weiter bergauf. Die Altstadt ist so wie man sich eine spanische Stadt im 17. Jahrhundert vorstellt – einfach nur eng. Zum Glück sind wir relativ kurz, aber die Stromleitungen und Balkone hängen bedrohlich niedrig. Trotzdem schaffen wir es bis zur zentralen Plaza ohne diesmal die Weihnachtsbeleuchtung abzureißen, wo wir einen Parkplatz finden.
Die Altstadt mit seinen engen Gassen zieht uns sofort in seinen Bann. Hier ist überall Leben. Kleine Läden, Essensstände und Menschen aus allen Ecken von Bolivien. Als erstes buchen wir für morgen eine Tour zu den Minen bei Koala Tours. Ein Teil der Einnahmen von Koala Tours kommt den Minenarbeitern zu Gute und das ist wichtig für uns. Die Tour wird von ehemaligen Minenarbeiten durchgeführt und ist somit absolut authentisch.
Dafür bleiben wir noch gerne eine Nacht hier.
Wir können natürlich nicht alle 36 Kirchen besuchen, aber 6 der wichtigsten sehen wir und bei einer steigen wir sogar aufs Dach. Der Blick auf den Minenberg und die Stadt lohnt die Anstrengung allemal. Selbst 100 Stufen werden bei 4200 Metern zur Herausforderung. Und Mama hat ja auch noch mich im Gepäck.
So schlendern wir den ganzen Tag durch die Stadt. Abends gibt es noch leckere Pizza, die hat sich mein Bruder gewünscht.
Bevor wir unser Wohnmobil zur Übernachtung aufsuchen, wollen wir den zentralen Platz noch einmal mit der Weihnachtsbeleuchtung sehen. Als wir um die Ecke biegen bleibt uns fast die Luft weg. Die Essener Lichterwochen können hier wohl einpacken. Alles, aber wirklich alles blinkt und glitzert. Die Häuser sind dekoriert und Massen von Menschen sind auf dem Platz. Die Kathedrale ist zum Gottesdienst gefüllt,
südamerikanische Weihnachtsmusik ist zu hören und trotz der etwas kitschigen Deko gefällt es uns richtig gut. Ein bunt leuchtender Traktor mit Anhänger in dem sich ein Mann mit Zipfelmütze und rotem Umhang befindet zieht seine Runden um die Plaza.
Wir probieren noch Marshmallows mit Schokolade überzogen am Spieß, nach lautem Gezeter wird auch mir dann endlich eine Miniportion abgegeben. Mama hat wohl noch immer nicht verstanden, dass die Zeiten des Grießbreis zu Ende gehen.
Wir sind jetzt gespannt, wie die anderen bolivianischen Städte zu „Feliz Navidad“ aussehen.