Die Nacht war ab 23.00 Uhr ruhig, obwohl wir mitten in der Altstadt geparkt hatten. Um 8.45 Uhr stehen wir wie verabredet vor der Agentur, um unsere Minentour zu starten. Unser Tourguide ist ehemaliger Minenarbeiter, authentischer geht es nicht. Mit uns im Minibus fahren zum Cerro Rico noch zwei Deutsche aus Dresden, die später auch noch in die Mine gehen werden. Das dürfen wir leider nicht, denn Kinder dürfen nicht in die Mine. Aber leider arbeiten bolivianische Kinder in der Mine, um ihre Familien mit zu ernähren.
Die Mine die wir uns anschauen ist keine stillgelegte Touristenmine, sondern voll im Betrieb. Aber dazu später.
Zuerst geht es zum „Minersmarket“ wo es alles gibt, was die Minenarbeiter so brauchen. Wir werden dort einige Präsente kaufen, die wir dann den Arbeitern schenken werden. Was es hier so gibt, übertrifft aber unsere Vorstellungen. Man kann ohne Problem wie im Supermarkt Dynamitstangen und Zündschnüre kaufen. Und das pro Stange für 2 Euro. Ebenfalls sehr beliebt bei den Arbeitern: Cocablätter. In der Mine ist es schlecht etwas zu Essen, deshalb kauen die Männer unter Tage pro Tag einen Beutel Cocablätter. Das hält wach, gibt Energie und unterdrückt den Hunger.
Außerdem gibt es hier 90prozentigen Schnaps, ja ihr lest richtig. Der wird gerne unter Tage getrunken.
Wir kaufen ein paar Dynamite Stangen, drei Beutel Cocablätter und ein paar Softdrinks.
Als Europäer kann man es kaum fassen, dass man hier Dynamit und die Basis für Kokain einfach so für ein paar Euro kaufen kann.
Nun geht es mit dem Bus auf den Berg. Schon als wir uns dem Cerro Rico nähern, sieht man die Ausmaße des Minenbaus. Alles ist durchlöchert, der Berg sieht aus als wäre er einmal umgegraben wurden. Auf 4400m ist unsere Mine. Ich bin mittlerweile eingeschlafen, aber meine Eltern erzählen mir später alles. Was sie da gesehen hätten, überträfe alle Vorstellungen die sie vorher hatten.
Vor dem Mineneingang steht ein Kompressor für Frischluft und einer für Strom. Die Arbeiter haben keine elektrischen oder hydraulischen Werkzeuge – alles Handarbeit. Sicherheit- totale Fehlanzeige.
Die kleinen Loren, die beladen 2 Tonnen wiegen, rollen mit hoher Geschwindigkeit aus der Mine und werden nur von den Arbeitern gebremst. Die leeren Loren, die rein wollen, werden bei Gegenverkehr einfach umgeworfen, damit es keinen Zusammenstoß gibt. Mama und Papa verschenken mit unserem Guide die Geschenke, während die anderen Tourteilnehmer in die Mine gehen.
Als wir die zwei Deutschen später in der Stadt wieder treffen, erzählen sie uns unglaubliche Geschichten und zeigen uns Videos. Der Stollen ist 2 Kilometer lang und sie waren fast 2 Stunden bis zu 400Meter darin. Es war extrem staubig, dunkel und super eng. Ständig musste man zur nächsten Einbuchtung rennen, um nicht von einer Lore überfahren zu werden. Da bin ich ja froh, dass ich da nicht reindurfte.
Obwohl wir das Ganze nur von außen gesehen haben, sind wir total beeindruckt und gleichzeitig auch entsetzt. Gut, das wir diese Tour gemacht haben.
Jetzt geht es noch weiter Richtung Sucre. 120km nach dem Motto „Hoch und Runter“- „Hoch und Runter“. Unser running Gag für solche Strecken – „das ist doch kein Urlaub“. Aber wir wissen, ohne Fleiß keinen Preis.
Gegen Abend erreichen wir Sucre und finden direkt an einem großen belebten Park einen Übernachtungsplatz. Hier tobt das Leben, das wir morgen Abend erkunden werden.