Die letzten 350 Kilometer nach La Paz werden etwas einfacher. Ein großer Teil der Strecke ist eine zweispurige Autobahn, auf der wir sehr gut vorrankommen. Vorher tanken wir noch in Oruro. Tanken ist Mamas Spezialgebiet. Dazu muss man wissen, Sprit ist in Bolivien subventioniert und kostet nur 40Cent der Liter für Einheimische. Ausländer allerdings müssen mehr als das doppelte zahlen. Dazu muss der Tankwart eine komplizierte Rechnung ausstellen, wozu er in der Regel keine Lust hat. Also springt Mama an jeder Tankstelle, die wir sehen raus und fängt an zu Verhandeln. Sie schlägt immer eine Abrechnung ohne Quittung vor. Zahlung natürlich cash. Im Schnitt klappt es bei jeder dritten Tankstelle und heute zahlen wir sogar nur rekordverdächtige 40Cent pro Liter. Tja, das ist meine Mama.
Ebenfalls interessant zu erwähnen ist, dass meine Eltern nur mit Sonnenbrille fahren. Egal, ob es bewölkt ist oder die Sonne scheint, das Licht ist auf dieser Höhe so grell, man muss einfach die Augen zusammenkneifen. Ich brauche übrigens keine Sonnenbrille, ich kann auch so gut fahren.
Papa hat sich auch an die ständigen Polizeikontrollen gewöhnt. Ein fröhliches „Hola“ und direkt hinterher „ No espaniol“. Da haben die Polizisten schon meistens keine Lust weiter zu fragen und unsere Reise geht schneller voran.
Unser Endziel ist aber nicht direkt La Paz, sondern eine der bedeutendsten Inkastädten Südamerikas 50 Kilometer entfernt. Leider müssen wir dafür trotzdem durch die Stadt, da es keine Umgehungsstaße gibt.
Was wir hier sehen, raubt uns fast den Atem im sprichwörtlichen Sinne. Wenn in Düsseldorf über Feinstaub diskutiert wird, kann man hier darüber nur lächeln. Von allen Seiten werden wir im Totalstau eingerußt, so dass man kaum noch atmen kann. Zu 80% fahren hier Minibusse, die sich im Zentrum zu einer 500 Meter langen Schlange stauen.
Mit Mühe kommen wir hier überhaupt vorbei. An der nächsten Kreuzung heißt das Motto: „Vorfahrt hat der Stärkere“. Das passt gut zu unseren fast 6 Tonnen und so schieben wir uns ohne nur einen cm Platz zu lassen über die Ampel.
Mitten in dem Chaos fährt eine neue Seilbahn die Menschen aus diesem Teil der Stadt in höher gelegene Teile. La Paz ist die höchstgelegene Regierungsstadt der Welt mit fast 1000Meter Höhenunterschied in der Stadt. Fast 2 Stunden hat uns die Durchfahrt von La Paz gekostet, und das war nur die Vorstadt. Da sind wir ja mal aufs Zentrum gespannt.
Endlich erreichen wir die Inkastätte, die natürlich jetzt schon geschlossen ist. Kein Problem, wir übernachten davor und gehen morgen um 9.00 Uhr rein.